Nahrungsmittelüberproduktion      

 

 

In Europa haben wir durch umfassende Agrarsubventionen eine starke Nahrungsmittelüberproduktion. Dadurch werden Agrarbetriebe trotz Überproduktion künstlich am Leben gehalten. Allein das europäische Subventionsvolumen beträgt pro Jahr 43 Milliarden Euro [74]. Überschüssige Nahrungsmittel werden entweder vernichtet [75] oder exportiert. Für exportierte Nahrungsmittel gibt es noch einmal "Exportsubventionen".

 

selbstversorgungsgrad

 


Durch internationalen Druck schritt man ab 1992 politisch ein, um die Überproduktion einzudämmen, denn der Weltmarkt war Ventil europäischer Agrarüberproduktion geworden. Als Gegenmaßnahme wurden so genannte "Stilllegungsquoten" eingeführt, durch welche die Bauern Geld für stillgelegte Fläche bekommen. Technisch gesehen hätte sich die Überproduktion weiter fortsetzen können. Die Stillgelegten Flächen ließen sich rekultivieren und für Energiepflanzen nutzen. 

Problematisch an der Subventionierung der Überproduktion ist der Schaden für arme Staaten. Überschüsse werden in Entwicklungsländer z.B. nach Ghana in Afrika exportiert. Eigentlich sollte es von Vorteil sein, die hungernde afrikanische Bevölkerung mit billigen, weil subventionierten, Lebensmitteln zu unterstützen. Jedoch zerstört dies die bäuerlichen Gewerbe der dritten Welt, die gegen subventionierte Nahrungsmittel aus Europa nicht konkurrieren können. Dazu Francisco Mari vom EED: “(..) Subventionen führen dazu, dass das Tomatenmark aus der EU (in Ghana) um die Hälfte billiger angeboten werden kann, als es die Herstellungskosten erlauben. Aus Verzweiflung über ihre aussichtslose Lage haben sich im Norden von Ghana einige Kleinbauern umgebracht.” [76] Damit nicht genug. Allein 2004 gingen wegen des billigen europäischen Hähnchenfleisches 120.000 Arbeitsplätze in Kamerun verloren.[77] Das Ganze führt sogar zu ganzen Flüchtlingsströmen nach Europa, die in Fischerbooten über das Meer kommen. Oft gibt es nur wenige Überlebende.[78] Ziemlich schizophren erscheint diese Politik, wenn man bedenkt, dass Ghana im Vergleich mit den afrikanischen Nachbarn, ein Vielfaches an finanzieller Entwicklungshilfe erhält.[79] Nutzen tut das reichlich wenig. Ein weitere Grund für die Situation sind auch die niedrigen Importzölle, durch die der gewinnbringende Export von Nahrungsmitteln ermöglicht wird. Für gewöhnlich ist es auch nicht leicht für afrikanische Staaten diese zu ändern, denn dann würden die Finanzströme versiegen: Der IWF und die Weltbank leihen den Entwicklungsländern nur Geld aus, wenn diese die Bedingungen der WTO erfüllen. Die WTO tritt für weitgehend freien Welthandel ein, somit gegen Importzölle. Die USA haben bei der WTO durch den größten Stimmenanteil faktisch ein Vetorecht. Die armen Staaten müssen somit die WTO-Regeln akzeptieren, anderenfalls kriegen sie kein Geld. Kein Geld bedeutet bei Importabhängigkeit auch kein Öl und ohne Öl verliert die heimische Wirtschaft ihr Schmiermittel.[80] Durch diesen Zwang der WTO könnte sich erklären lassen, warum die Staaten der 3. Welt gegen die billigen Agrarprodukte nicht einfach Zölle erheben. Laut der Süddeutschen Zeitung bestehen aber diesbezüglich widersprüchliche Aussagen. So führe eine Studie der Hilfsorganisation „Fian“ die Importflut auch darauf zurück, dass Ghana sich auf Druck der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds nicht mit Zöllen wehre. Tatsächlich erhebe Ghana auf Tomatenprodukte aber nur Zölle bis zu 20 Prozent, obwohl es nach den Regeln der Welthandelsorganisation 99 Prozent verlangen könne.[81] Wie dem auch sei, Ghana hat inzwischen ein temporäres Importverbot für Tomatenprodukte erlassen.[82] „Gegen den Willen der EU.“ [83] Immerhin hat die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, sich in Bezug auf die Agrarsubventionen kritisch geäußert: “Das ist Aggression gegen Entwicklungsländer”.[84] 

Wenn wir in einer Wasserstoffwirtschaft auf Exporte von Nahrung in die Dritte Welt verzichteten und stattdessen die landwirtschaftliche Fläche zum Anbau von Energiepflanzen statt überflüssiger Nahrung nutzten würden, so würde auch der Streit um Agrarsubventionen zwischen der EU und den Entwicklungsländern ein schnelles Ende finden und die massiven Subventionen könnten wir uns sparen. Die Bauern hätten die Möglichkeit anstatt überflüssiger Nahrung Energiepflanzen anzubauen. Damit lässt sich auch ohne Agrarsubventionen genug verdienen.

 

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Quellenverweise:

 

74 Stern unter: http://www.stern.de/politik/deutschland/:EU-Agrarsubventionen-Pers%F6nliche-
Bereicherung/557268.html (07.03.2006).
75 Brasche, Ulrich, Europäische Integration, 20082, (Oldenbourg Wissenschaftsverlag), S.187.
76 Süddeutsche Zeitung unter: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/947/439690/text/ (18.04.2008).
77 Süddeutsche Zeitung unter: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/947/439690/text/ (18.04.2008).
78 Meura, Mona, „Was haben Tomaten aus Europa mit Gestrandeten aus Afrika zu tun?”, in: krass – Magazin der
grünen Jugend, 04.2008, S. 5f (TIAMAT).

79 Meura, Mona, „Was haben Tomaten aus Europa mit Gestrandeten aus Afrika zu tun?”, in: krass – Magazin der
grünen Jugend, 04.2008, S. 5f (TIAMAT).
80 Tetzlaff, Karl-Heinz unter: http://bio-wasserstoff.de/h2/WTO_IWF/wto_iwf.html (15.06.2007).
81 Süddeutsche Zeitung unter: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/947/439690/text/ (18.04.2008).
82 Süddeutsche Zeitung unter: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/947/439690/text/ (18.04.2008).
83 Meura, Mona, “Was haben Tomaten aus Europa mit Gestrandeten aus Afrika zu tun?”, in: krass – Magazin der
grünen Jugend 04.2008, S. 5f (TIAMAT).
84 Tetzlaff, Karl-Heinz unter: http://bio-wasserstoff.de/h2/WTO_IWF/wto_iwf.html (15.06.2007).